Der Familiengärtnerverein Luzern wurde im Jahre 1920 gegründet.
Aktuell gehören dem FGV Luzern 11 Areale an welche alle auf Grundstücken der Stadt Luzern liegen.
Areal Allmend-Blindenheim seit 1941
Areal Friedentalried seit 1942
Areal Grabenhof seit 1960
Areal Landschau-Terrasse seit 1942
Areal Lido seit 1942
Areal Meggen-Oberland seit 1945
Areal Rütihof seit 1962
Areal Schützenmatt seit 1941
Areal Sedelstrasse seit 1942
Areal Steinhof seit 1941
Areal Urnerhof seit 1942
100 Jahre Familiengärtnerverein Luzern (FGVL)
Die ganze Geschichte mit Bilder siehe PDF - bitte hier klicken
Link zum Anzeiger Luzern Ausgabe vom 7. Dezember 2020 (erste und letzte Seite)
SRF-Sendung "Durch die Blume" vom Sommer 2014 im Areal Allmend- Blindenheim
Durch die Blume - Familiengarten Allmend, Luzern (Staffel 2, Folge 7) - Spielen SRF
100 Jahre Familiengärtnerverein Luzern (FGVL) - Kurzform
Vom Notstandgarten zum Familiengarten
(Quellen: Protokolle der Gründungsjahre, Jubiläumsschriften und Protokolle der Neuzeit)
Während des ersten Weltkrieges (1914 – 1918) verpachtete die Stadt den Pflanzern alle brachliegenden Anbauflächen zum Gemüsebau. Nach dem Krieg ging die Nachfrage zurück, da das Gemüse wieder importiert werden konnte. Aus wirtschaftlichen Gründen gab die Stadt den Regiebetrieb dieser Pflanzungen auf und die damaligen Pflanzer schlossen sich in loser Form und ohne jegliche Statutenbindung in einer Art «Pflanzergenossenschaft» zusammen. Schnell erkannte man, dass die gemeinsamen Anliegen schlagkräftiger vertreten werden müssen.
Am 13. September 1920 wurde die «Städtische Pflanzer-Genossenschaft» gegründet. Danach wurde ein Pachtvertrag mit der Stadt Luzern unterschrieben und 700 Mitglieder konnten im Verlaufe des Jahres 1921 gewonnen werden. Die Genossenschaft wurde 1924 aufgelöst und die neue Organisation hiess «Städtischer Pflanzer-Verein Luzern». Schon damals mussten viele Areale den neuen öffentlichen Strassen und Häuser weichen und der Verein musste energisch bei der Stadtverwaltung um Entschädigungen und Ersatzland kämpfen. Deshalb wurde der Verein 1925 Mitglied des Schweizerischen Kleingärtner-verbandes (später Schweizer Familiengärtner-Verband SFGV). 1929 wurde der Blumentag eingeführt und bereitete den Patienten des Kantonsspitales und in Altersheimen grosse Freude. Bedauerlicherweise konnten die Pachtverträge mit der Stadt jedoch immer nur für kurze Zeit abgeschlossen werden. 1937 teilte der Verein auf Wunsch des Stadtrates arbeitslosen Menschen Pflanzland zu.
Als 1939 infolge des Krieges hunderttausende Soldaten einberufen wurden, erlahmte das Vereinsleben und 1940 waren es noch 500 Mitglieder. Rationalisierungen von Lebensmittel und von Textilien bewirkten, dass ein Pflanzgarten für viele Menschen plötzlich wieder erstrebenswert wurde. Mitte Januar 1941 mussten einundzwanzig neue Areale (Sport-plätze, öffentliche Anlagen und Bauplätze) von der Stadt übernommen werden. Jeder bewarb sich um ein Stück Land. Für die immense Arbeit der Errichtung, die Pflege und den Unterhalt der Areale gewährte die Stadt glücklicherweise beachtliche Kredite. 1943 wurden 360'000 m² Fläche in 46 Arealen von 1'974 Mitgliedern bepflanzt. Der Preis betrug zwischen drei bis elf Rappen pro m². Dank der mit eiserner Energie geplanten Anbauschlacht nach dem Plan Wahlen ist es gelungen, 60 % des Schweizervolkes mit Schweizer Gemüse zu versorgen. Die Mitglieder trugen mit ihrer Ernte einen wesentlichen Teil dazu bei und dieser grossartige Einsatz fand lobende Anerkennung bei den Behörden. Das Abonnement der Zeitschrift «Gartenfreund» wurde 1944 als obligatorisch erklärt und 1945 wurde Meggen-Oberland als Fernkolonie übernommen.
Nach dem Krieg im Jahr 1946 folgten rasante bauliche Entwicklungen. Der Verein verlor innert kurzer Zeit mehrere Areale. Dank grossem Einsatz des Zentralvorstandes konnte die Fläche Arsenal als neues Areal übernommen werden. Ein beachtlicher Mitgliederschwund war Ende 1947, trotz grösster Bemühungen, nicht aufzuhalten. Der Bestand sank auf 1'280 Mitglieder und die bebaute Fläche reduzierte sich auf 287'000 m². An der «11. Schweizer-ischen Ausstellung für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Gartenbau» 1954 konnte der Gartenverein auf der Luzerner Allmend überaus schmucke Gärten präsentieren.
1959 wurde der Verein in «Familiengärtnerverein Luzern» umbenannt. Immer wieder mussten Areale wegen geplanten Bauvorhaben weichen. Dank unermüdlichem Drängen des Zentralvorstandes stellte die Stadt 1960 die Liegenschaft Grabenhof für eine Pachtdauer von 15 Jahre bedingungslos zur Verfügung. Das Areal konnte in mehreren Teilschritten erweitert werden. 1962 wurde das neue Areal Rütihof in der Gemeinde Ebikon mit einer festen Vertragsdauer von 25 Jahren übernommen. Biologischer Land- und Gartenbau fand 1969 bei den Gärtnern immer mehr Interesse und das Fernsehen zeigte eine Publicity-Sendung über unsere Familiengärten.
1970 gelangte der Zentralvorstand an den Grossen Rat, die Familiengärten in die Orts- und Zonenplanung einzubeziehen. In verschiedenen Quartieren wurden zum 50-jährigen Jubiläum Strohblumensträusse an die Passanten verschenkt. Zu dieser Zeit wurden 127'800 m² Land gepachtet und von 626 Aktivmitgliedern bewirtschaftet. 1975 wurde erstmals für alle Areale auf städtischem Boden eine Pachtdauer von 15 Jahren abgeschlossen (Meggen Oberland und Rütihof 25 Jahre). Dank der langjährigen Verträge wurde in den Arealen rege gebaut und verschönert. Die Stadt Luzern feierte 1978 das 800-jährige Jubiläum. Während zwei Blumentagen beschenkte der Verein 800 Personen mit einem Blumenstrauss und einem bronzenen Jubiläumstaler.
1980 verzeichnete der Verein 671 Aktive Mitglieder, die in 13 Arealen 133'343 m² Pflanzland bestellten. Beim 60-Jahre Jubiläum verzichteten sämtliche Mitwirkende auf eine Ent-schädigung. So konnte der Reinerlös wohltätigen Zwecken gespendet werden. Ab 1984 wurden laufend grosse Bauvorhaben geplant und realisiert. Dies kostete den Verein viele Gärten und Mitglieder. Auch die Industriestrasse Kriens-Horw war ein grosser Einschnitt. In der Stadt Luzern fand am 14.09.1986 der Jubiläumsumzug «600 Jahre Stadt und Land Luzern» statt. Die Familiengärtnervereine des Kantons Luzern nahmen erstmalig teil und ernteten riesigen Applaus.
Erfreulicherweise konnte 1989 das Areal Grabenhof erweitert werden. Somit betrug das Pflanzland 137'308 m² und die Mitgliederzahl stieg auf 713 Mitglieder. Ebenfalls erfolgreich konnte mit der Stadt einen neuen 25-jährigen Vertrag bis 2015 abgeschlossen werden. Durch die SBB wurde auf Ende 1991 das Areal Eichmatte gekündigt. Unser Ehrenpräsident, Herr Josef Burri, wurde zum Präsidenten des SFGV gewählt. 1994 wurde die neue Zonenplanung von der Luzerner Bevölkerung gutgeheissen, somit befanden sich die Gärten (Ausnahme Lido) in der Zone für Sport und Freizeitanlagen zweckbestimmend Familiengärten.
Im Jubiläumsjahr 1995 zählte der Verein 665 aktive Pflanzer, die 134'010 m² Pflanzland in der Stadt Luzern, Gemeinde Horw, Kriens, Littau, Ebikon und Meggen bebauten. Die Jubiläumsfeier und die DV des SFGV fanden im Juni in Luzern statt. An der LUGA im Frühling 1996 präsentierte der Verein erstmalig drei Gartenbeete unter dem Motto «naturnahes Gärtnern». Verheerend sah es im Areal Allmend aus, als die Vorbereitungs-arbeiten für die Autobahn N2 gestartet wurden. Bis ins Jahr 2020 wurden viele Strassen-, Bahn- und Bauvorhaben in Luzern-Süd realisiert. Der Verein verlor eine grosse Anzahl an Mitglieder und Gärten.
Mit dem Bau der «Swissporarena» wurde 2008 begonnen. Verschärfte Umweltgesetze veranlassten den Kanton Luzern, die alten Abfalldeponien zu überprüfen. Bei insgesamt 111 Gärten im Friedental (FGVL und PPV) wurden Giftstoffe gefunden. An der Generalver-sammlung vom 19.03.2010 stellte die Stadträtin Frau Stämmer das Leitbild der städtischen Familiengartenstrategie 2020 vor. In diesem war vorgesehen, dass nur noch etwa 600 Gartenparzellen (damals aktuell 950 Parzellen zusammen mit PPV und FGV Reussbühl-Littau) zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund einer Volksmotion im Jahr 2011 wurde beim Areal Grabenhof in Kriens der Vertrag bis 2020 verlängert. Die versprochene Pachtdauer von 20 Jahren für alle Areale wurde 2012 von der städtischen Baukommission auf 10 Jahre mit einer Option von 5 weiteren Jahren heruntergesetzt (Ausnahme Sedel-Ost und Friedental). Ebenfalls wurde für Neu-Gärtner eine Wohnsitzpflicht in der Stadt Luzern obligatorisch.
Es war eine Ehre für die Gärtner vom Areal Allmend, als Kurt Aeschbacher vom Schweizer Fernsehen im Sommer 2014 die Gärten besuchte und daraus eine Episode der Sendung «Durch die Blume» entstand (https://www.srf.ch/play/tv/durch-die-blume/
video/familiengarten-allmend-luzern-staffel-2-folge-7?urn=urn:srf:video:a6b5b782-8b21-4405-b521-a2a8c121c3ca ). Die neuen Nutzungsverträge mit der Stadt wurden 2014 unterzeichnet. Alle Areale mussten im Frühling 2015 mit ihren Mitgliedern neue Verträge abschliessen. Die Umsetzung der neuen Regelungen kosteten in den folgenden Jahren viel Schweiss und Überzeugungsarbeit. Im Frühling 2016 wurde die Sanierung der verseuchten Erde im Friedental in Angriff genommen und mit der Eröffnung des Landschaftsparks im Juni 2018 beendet. Erfreulicherweise fand 2019 die 50. DV des SFGV in Luzern/Horw statt.
Im Jubiläumsjahr 2020 wurde erstmals eine Frau als Präsidentin gewählt. Der Corona Virus hat die ganze Welt auf den Kopf gestellt und die Jubiläumsfeier musste abgesagt werden. Erstmals musste die GV auf das Jahr 2021 verschoben werden. Momentan hat der Verein 596 Aktiv-Mitglieder die 126’308 m² Land in 11 Arealen bepflanzen.
Unsere modernen Familiengärten sind ein Teil des urbanen Lifestyles. Sie ermöglichen soziale Kontakte zwischen verschiedenen Generationen, Nationalitäten und Gesellschafts-schichten. Kinder erleben die Natur hautnah und erlernen den respektvollen Umgang mit Tieren und Pflanzen. Unsere Mitglieder sind teilweise jahrzehntelang und mit viel Herzblut und Tatkraft dabei. Wir erachten das naturnahe Gärtnern als gesunde und wirksame Massnahme gegen den Klimawandel!